Im Spiegel der Zeit - Die Signets des Gesamtbetriebs in ihrer historischen Abfolge
Die Geschichte eines Unternehmens lässt sich nicht nur in Zahlen und Fakten erzählen – auch seine grafischen Symbole sind ein prägnanter Ausdruck seiner Identität.
Jedes Signet spiegelt nicht nur den gestalterischen Zeitgeist, sondern auch die jeweilige Phase der Unternehmensgeschichte wider. Ihre Verwendung in Programmen, Plakaten, Briefköpfen und anderen Medien macht sie zu wichtigen Zeugen einer bewegten Epoche.
Die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte – kompakt in der Zeittafel
Die Zeittafel lädt Euch ein, die prägenden Stationen des Unternehmens von den Anfängen bis zum Ende nachzuvollziehen.
Jedes Datum markiert einen besonderen Moment – von bedeutenden Erfolgen über einschneidende Veränderungen bis hin zu kleinen, aber bemerkenswerten Episoden, die das Gesamtbild der Unternehmensgeschichte formen.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges mit Chaos und Zerstörung beginnt Zirkus Busch im Herbst in Meerane zu spielen, Aeros eröffnet am 7. Dezember 1945 in Leipzig seinen festen Zirkusbau.
Zirkus Barlay geht in Halle auf die erste Nachkriegstournee.
Zirkus Barlay eröffnet am 25. Dezember in Berlin in der Friedrichstrasse seinen festen Zirkusbau.
Harry Barlay geht mit seinem Partner Gustav Brumbach unter Mitnahme des größten Teiles seines Zirkusmaterials in die Bundesrepublik Deutschland. Der Restzirkus wird Treuhandbetrieb und dem Magistrat von Ost-Berlin unterstellt.
Der Inhaber des Zirkus Busch, Fritz van der Heydt, verstirbt am 21. Dezember. Der Zirkus wird als kommunales Unternehmen der Stadt Magdeburg unterstellt.
Am 18. Februar stirbt Cliff Aeros in Leipzig. Der Zirkus wird nach Feststellung von (heute ob ihrer Höhe nicht mehr nachvollziehbaren) Steuerschulden als kommunales Unternehmen der Stadt Leipzig weitergeführt.
In der Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten wird Otto Netzker mit der Reorganisation des Zirkus und des Veranstaltungswesens beauftragt. Die sozialen Bedingungen für die Mitarbeiter in den Zirkussen werden schrittweise verbessert.
Zum ersten Mal nach dem Krieg reist ein Zirkusensemble in die Sowjetunion, es gastiert in Moskau, Stalingrad und Leningrad.
Erstmals gastiert ein Zirkusbetrieb im Ausland: Busch spielt im Winter in Warschau und Posen, ein Jahr später (Winter 1959/60) mit dem Alu-Bau in Prag.
Auf Grund einer gesetzlichen Regelung wird der „VEB Zentral-Zirkus“ gegründet, Gründungsbetriebe sind die Zirkusse Barlay und Busch.
Am 1. Januar kommt Zirkus Aeros hinzu. Zirkus Barlay wird technisch völlig neu ausgestattet. Es entsteht ein neuer Reisebetrieb unter dem Namen „Olympia“, der als Mittelzirkus vor allem kleinere Städte bespielen soll.
In Dahlwitz-Hoppegarten beginnt der Bau eines modernen Winterquartiers, das auf einer Fläche von 11,5 ha das damals modernste in Europa wird. Es umfasst Ställe, Werkstätten, Probemanegen, Wohnheime und Unterstellhallen.
Es wird eine künstlerische Abteilung geschaffen, die Einfluß auf die Entwicklung der Darbietungen nehmen soll. Die Leitung übernimmt Mario Turra.
Als erster Artist der DDR wird der Pferdedresseur Hermann Ullmann mit dem „Kunstpreis der DDR“ ausgezeichnet.
Dem VEB Zentral-Zirkus werden vom Ministerium für Kultur die Anleitung der privaten Lizenzzirkusse und das Spielerlaubniswesen für den Schaustellerbereich übertragen.
Das Zirkusgebäude an der Berliner Friedrichstraße wird wegen bautechnischer Mängel abgerissen, die letzte Vorstellung war dort am 25. Februar 1963 gezeigt worden.
Anläßlich eines Gastspiels in der CSSR wird Zirkus Olympia in „Berolina“ umbenannt.
Dem VEB Zentral-Zirkus wird die Agenturtätigkeit für die Vermittlung eigener und fremder zirkusspezifischer Darbietungen sowie für das Schaustellerwesen in das und aus dem Ausland übertragen. Die Leitung liegt bei Gerhard Klauß.
Die Eisbärendressur von Ursula Böttcher erhält beim „Grand Festival Mundial“ in Barcelona den „Zirkus-Oscar“.
Zum ersten Mal gastiert ein gesamtes Ensemble im „westlichen“ Ausland: in Frankreich.
Erstmals findet eine „künstlerische Konferenz“ statt, die eine Bilanz der künstlerischen Arbeit zieht und Ziele für die 80-er Jahre vorgibt.
Der VEB Zentral-Zirkus wird in „Staatszirkus der DDR“ umbenannt.
Zirkus Berolina gastiert in Griechenland.
Nach dem Ausscheiden von Generaldirektor Otto Netzker aus Altersgründen wird Gerhard Klauß als Generaldirektor berufen.
Erstmals gastiert im Winter ein Ensemble in der Bundesrepublik Deutschland.
Die „Wende“ erfordert neue Überlegungen zur Weiterführung des Staatszirkus. Sie kommen jedoch nicht mehr zum Tragen, das Unternehmen wird der Treuhandanstalt zugeordnet.
Im Juli wird der Staatszirkus der DDR in die Einzel-GmbH im Aufbau Aeros, Berolina, Busch und Circ-Commerz (Winterquartier) aufgespalten.
Bereits im August stellt Zirkus Busch seinen Spielbetrieb ein. Zum 30. September wird die Generaldirektion aufgelöst.
Zirkus Aeros reist erfolgreich in der UdSSR, auf Grund der Währungsunion ist aber die Transferierung seiner Einnahmen nicht mehr möglich.
Nachdem die Aufspaltung sich als falsch erwiesen hat, werden die Einzel-GmbH am 11. Januar zur „Berliner Circus Union GmbH im Aufbau“ wieder zusammengeführt.
Aus Gründen der Tourneeplanung und der wirtschaftlichen Entwicklung werden die Zirkusse Berolina und Busch zum Zirkus Busch-Berolina zusammengeschlossen.
Zirkus Aeros reist in Kooperation mit dem privaten Zirkus Olympia (Hans Kaufmann, Staßfurt).
Rückwirkend zum 1. Januar verfügt die Treuhandanstalt die Auflösung des Zirkus Aeros. Am 1. Mai wird der Zirkus Busch-Berolina durch die Treuhandanstalt für eine DM an eine neu gegründete „Selekta Zirkus-Entertainment GmbH“ in Essen verkauft. Am 1. September wird die Liquidation über die Berliner Circus Union eröffnet, Liquidator wird Rechtsanwalt Dr. Wilhelm A. Schaaf aus Frankfurt (Main).
Rücknahme der hochverschuldeten „Selekta Zirkus-Entertainment GmbH“ durch die Treuhandanstalt, auch über sie wird die Liquidation eröffnet.
Erarbeitung eines Projekts für einen multifunktionalen Zirkusbau in Berlin unter Beteiligung der Berliner Circus Union und des Circo Americano (Enis Togni). Dazu führt der Senat von Berlin einen städtebaulichen Wettbewerb für einen Standort am Nordbahnhof durch.
Aufgabe des Projekts eines festen Zirkusbaues auf Grund fehlender langfristiger Mietverträge und aus bautechnischen Gründen auf dem vorgesehenen Standort.
Erarbeitung eines neuen Privatisierungskonzeptes, das von der Treuhandanstalt nicht mehr beraten wird. Am 9. November wird Rechtsanwalt Dr. Schaaf als Liquidator abberufen und dafür der Wirtschaftsprüfer Kurt-Christian Knischewski zum Liquidator bestimmt.
Der Liquidator Knischewski forciert die Abwicklung des Unternehmens, die Dressurgruppen werden auseinandergerissen und die Tiere verkauft, ebenso das noch vorhandene Material.
Im Frühjahr ist das Unternehmen personell und materiell abgewickelt.
Ein Hinweis in eigener Sache:
Unsere ausführliche Darstellung der Unternehmensgeschichte endet im Jahr 1990.
Wer wissen möchte, wie es nach der politischen Wende in der DDR weiterging, dem legen wir das Buch „Wie beerdigt man einen Zirkus?“ von Dietmar Winkler ans Herz.
Mit viel persönlicher Erfahrung und authentischem Blick hinter die Kulissen beschreibt der Autor den oft dramatischen Prozess der Privatisierung und Abwicklung – spannend, informativ und mit zahlreichen Einblicken, die man sonst nirgends findet.
Erhältlich über die Edition Schwarzdruck (Link zum Shop).